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Die Relevanz des eingereichten Beitrags zur Einführung eines Resource Discovery Systems an einer (kleineren) wissenschaftlichen Hochschule liegt für den Gutachter auf der Hand. Neben der Fülle von Betrachtungen und Bewertungen dieser Systeme fehlt es an Untersuchungen über die Akzeptanz, die strategische Ausrichtung der Bibliotheksleitung im Hinblick auf das Portfolio an Rechercheinstrumenten und das Zusammenspiel dieser Angebote für Benutzerinnen und Benutzer.
In klarer und sachlicher Sprache wird in einem gelungenen Aufbau des Beitrags zunächst das Betrachtungsinteresse umrissen und anschließend in einer sehr gut nachvollziehbaren Strukturschilderung des Umfelds die betroffene Hochschule dem Leser nähergebracht. Der Charakter der Hochschule, die Bedingungen, Größe, Ausstattung mit Informationsmitteln werden sehr anschaulich beschrieben und damit die Grundlage geschaffen, die darauf folgenden Ergebnisse der Benutzerbefragung und der Fokusgruppengespräche selbst besser einschätzen zu können. Die Zusammenfassung dieser beiden Schwerpunkte fördert nun zwar keine überraschenden Ergebnisse zu Tage, ist dennoch - bei aller fehlenden und zugestandenen Repräsentanz der ermittelten Zahlen - als gelungene empirische und gut nachvollziehbare Untersuchung zu bewerten. Damit stellen Untersuchung und Aufsatz einen wertvollen Beitrag zur Diskussion über die Sinnhaftigkeit verschiedenen Rechercheangebote dar, der nach Meinung des Gutachters bislang genau diese empirische Grundlage fehlt, die hier - wenn auch nur exemplarisch - geliefert wird.
Im entsprechenden Kapitel drei zeigt sich allerdings eine gewisse „Zahlenverliebtheit“, die das Lesen mühsam macht und, da ein Großteil der Zahlen auch in den Grafiken präsentiert wird, stärker zusammengefasst und gewichtet in eine kursorische Form gebracht werden könnte. Etwas enttäuscht hat das Fehlen schlagkräftiger Argumente für das immer wieder konzedierte erforderliche Doppelangebot aus OPAC und OPACplus. Dem Gutachter erschließt sich der Sinn für die Lizenzierung von Fachdatenbanken durchaus, weniger gut nachvollziehbar ist diese Zweigleisigkeit in den Hauptrecherche-Anwendungen, die als unvermeidbar hingestellt und nur auf ihre Akzeptanz, Transparenz und letztlich gelungenes oder weniger gelungenes Marketing hin untersucht wird. Warum der OPAC als Rechercheplattform (!) weiterhin eine große Rolle spielen soll, obwohl der „Inhalt des OPAC […] vollständig im OPACplus enthalten“ sei (Kap. 2), erschließt sich dem Gutachter nicht. Zwar sind die Benutzungsfunktionen des OPAC durch das EDS nicht zu ersetzen, doch könnte der OPAC mit seinen unverzichtbaren erweiterten Benutzerfunktionen und dynamischen Medienverfügbarkeitsanzeigen als Rechercheinstrument (!) hinter das RDS zurücktreten. Da es sich hier aber um inhaltlich-strategische Fragen handelt, die an die Bibliotheksleitung zu richten wären, kann sie dem eingereichten Beitrag nicht als Kritik angelastet werden. Es bleibt allerdings der Eindruck, dass an dieser Hochschule nach dem Motto „Viel hilft viel“ Rechercheangebote geschaffen wurden, die immerhin im Hinblick auf Akzeptanz, Integrationsschwächen, Transparenz und Nachvollziehbarkeit sowie Marketing(lücken) einer kritischen Prüfung unterzogen wurden.
Letzteres kann aber das Gesamturteil nicht beeinflussen: der eingereichte Beitrag überzeugt in Form, Sprache und Inhalt und kann uneingeschränkt zur Publikation empfohlen werden.