Erweiterung der "Saarländischen Biografien" um Werte aus der Gemeinsamen Normdatei (GND) zur besseren Online-Erschließung


Als Fachreferent für Geschichte der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek kenne und schätze ich seit langem die inhaltlich ertragreichen und wertvollen Saarländischen Biografien. Leider ist festzustellen, dass dieses Online-Werk sich derzeit kaum in sachlich verwandte Online-Ressourcen einbinden lässt, obwohl dies nach heute gängigen Maßstäben möglich wäre. Daher ein Vorschlag, die Saarländischen Biografien in einer Form zu erweitern, die ihnen eine deutlich gesteigerte Webpräsenz einbringen und den enthaltenden Inhalten ein wesentlich höhere Publizität verschaffen könnte.

Der Vorschlag ist ein durchaus technischer Natur und soll daher, da einigermaßen komplex, im Folgenden näher und mit vielen Beispielen illustriert erläutert werden.


Normdateien und GND

Das Bibliothekswesen und andere Informationsdienstleister arbeiten seit geraumer Zeit mit sog. Normdateien, um Personen und Begriffe eindeutig zuzuordnen und v.a. technisch „nachnutzbar“ zu machen. Die Normdateien dienen nicht nur der Disambiguierung gleichlautender Begrifflichkeiten und Namen, sondern auch zur Anreicherung der Datensätze mit Synonymen, weiteren Daten usw. Besonders bekannt und in Zeiten des Semantic Web häufig genutzt ist die Gemeinsame Normdatei (GND), die an der Deutschen Nationalbibliothek kooperativ gepflegt wird. Die GND enthält eine Fülle der auch in den Saarländischen Biografien benannten Persönlichkeiten, allerdings nicht mit der Reichhaltigkeit der in diesem Werk gebotenen Informationen.
Ein Beispiel: der frühere Saarbrücker Osteuropahistoriker Jörg K. Hoensch erscheint in den Saarländischen Biografien in dieser sprechenden Form: http://www.saarland-biografien.de/Hoensch-Joerg-Konrad, in der GND dagegen in dieser numerischen Verweisart: http://d-nb.info/gnd/120367726.

Das Problem besteht darin, dass beide Inhalte sich nicht automatisch verknüpfen lassen bzw. Ihr Eintrag in der heutigen Zeit maschinenlesbarer Systeme von nachgelagerten Systemen in der jetzigen Form nicht erreicht werden kann. Im Gegensatz dazu kann der numerische Personenwert in anderen Systemen erfasst, verknüpft und referenziert werden, beispielsweise vom Herder-Institut in Marburg http://www.herder-institut.de/gnd/120367726, den Jahresberichten für Deutsche Geschichte http://jdgdb.bbaw.de/cgi-bin/jdg?t_idn_erg=x&idn=GND:120367726 oder dem Kalliope-Verzeichnis der Staatsbibliothek zu Berlin http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/de/eac?eac.id=120367726.

Man bemerkt, dass die Adressierung der unterschiedlichen Webressourcen eines gemeinsam hat: die Übergabe der GND-Nummer 120367726 als Identifikator. In diesem Fall, Jörg K. Hoensch AKA 120367726, liefern unter 470 über GND derzeit mit annähernd 8 Millionen Datensätzen anzusprechende Webressourcen folgende Datenbanken einen oder mehrere Treffer.

Wie erfolgt diese Verlinkung?

  • Zunächst muss die entsprechende Webressource bzw. die dort enthaltenen Datensätze mit GND-Nummern angereichert werden. In der mit uns eng kooperierenden Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank erfolgt dies etwa in dieser Form (s.u.: GND-Nummer: 100265995). Die Eingabe der entsprechenden GND-Nummern in die Datenbank bzw. die Anreicherung der bestehenden Datensätze um die GND-Nummer ist dabei durchaus Handarbeit und lässt sich bis zum heutigen Tag kaum automatisiert erledigen.
  • Ist die Anreicherung mit der GND-Nummer erfolgt, müssen Webzugriffe über diesen Identifikator (hier: 100265995) eingerichtet werden: http://rpb.lbz-rlp.de/cgi-bin/wwwalleg/goorppd.pl?db=rnam&index=1&zeilen=1&s1=100265995
  • Zu guter Letzt wird eine sogenannte BEACON-Datei erzeugt und publiziert, die von nachnutzenden Web-Diensten ausgelesen und automatisiert in ihre entsprechenden Beiträge integriert werden kann. Eine solche Beacon-Datei der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank liegt hier. Entscheidend ist die Angabe des Linktargets mit variabel zu füllenden IDs (http://rpb.lbz-rlp.de/cgi-bin/wwwalleg/goorppd.pl?db=rnam&index=1&zeilen=1&s1={ID}) und die im Anschluss angefügte Werteliste aller in der Datenbank enthaltenen PND-Einträge. Alle diese numerischen Werte lassen sich im Anschluss an die soeben genannte Basis-URL an die Datenbank übergeben und werden Treffer liefern. Die gerade angeführte Beacon-Datei enthält insgesamt 11155 GND-Nummern als zu referenzierende Datensätze.

Die deutschsprachige Wikipedia listet folgende Webressourcen auf, die ihre Inhalte mit GND-Nummern versehen und über publizierte Beacon-Dateien technisch zugänglich gemacht haben: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:BEACON. Unter den Biographien und biographische Lexika erscheint beispielsweise auch die Rheinland-Pfälzische Personendatenbank, leider aber noch nicht die Saarländischen Biografien.


Ein Appell zum Schluss

Als historisch interessierter und Technik-affiner Bibliothekar bin ich zutiefst davon überzeugt, dass Online-Werke wie die Saarländischen Biografien in Zeiten des automatisiert verlinkten und zunehmend semantisch erschlossenen Webs nur eine Zukunft haben, wenn sie die oben geschilderten Verlinkungs- und Anreicherungstechniken aufgreifen und sich in den breiten Datenstrom und das Netz der Wissensaggregatoren einbringen. Ein Teil dieser technisch rückständigen Angebote wird sich sicher auch mit Suchmaschinen erschließen lassen, aber Google & Co. liefern keine sinnvollen Verknüpfungen zwischen verwandten Online-Werken, erzeugen keine semantischen Nähte, richten sich nach Nutzungshäufigkeiten und weiteren Parametern, die nicht im eigentlichen Sinne wissenschaftlichen Charakter haben. Ich würde mir wünschen, dass die Herausgeber der „Saarländischen Biografien“ meine Anregungen in die Weiterentwicklung Ihres Angebotes aufnehmen, um in nächster Zukunft besser und in übernächster Zukunft überhaupt noch in den Blick der Internetnutzer zu geraten.